Beim aktuellen Treffen der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) ging es in der VHS Bergkamen um das Thema Anonyme Spurensuche (ASS) nach sexualisierter Gewalt. Dipl. Pädagogin Ariane Raichle vom Frauenforum im Kreis Unna e.V. konnte als Referentin für die Veranstaltung gewonnen werden. Raichle informiert zunächst über den aktuellen Stand der Möglichkeiten, nach einer Gewalttat oder Vergewaltigung, Beweise der Tat zu sichern.
Das Problem: Ohne Strafanzeige werden Tatspuren im Regelfall nicht gesichert und stehen damit bei einem zukünftigen Verfahren nicht als Beweismittel zur Verfügung. Die Opfer befinden sich in einer außerordentlichen Ausnahmesituation und müssen sich häufig zunächst sammeln und der Geschehnisse im vollen Umfang bewusst werden.
Eine Sicherung der Spuren ist auch deshalb von großer Bedeutung, weil viele Vergewaltigungen aus Scham oder Angst nicht zur Anzeige gebracht werden und fast 95 % der Täter dann nicht zur Rechenschaft gezogen werden können und einer Verurteilung entgehen.
Die Anonyme Spurensicherung ermöglicht es Opfern von Sexualdelikten kostenfrei und anonym Spuren zu sichern. So kann auch zu einem späteren Zeitpunkt auf diese Spuren zurückgegriffen werden und das Opfer kann selber entscheiden, zu welchem Zeitpunkt es zu einer Aussage zu den Geschehnissen bereit ist. Das dringend benötigte Beweismittel wird gerichtsfest aufgenommen und bis zur Anzeige verwahrt.
In NRW gibt es mehrere aktive Netzwerke, überwiegend Fachberatungsstellen, Opferschutzeinrichtungen, rechtsmedizinische Institute und Kliniken, die bereits das Ziel verfolgen, Spuren sexualisierter Gewalt zu dokumentieren und anonym und gerichtsfest zu sichern.
Die Möglichkeit, die Spuren ohne Anzeige trotzdem kostenfrei in einer Klinik und durch Arztpraxen zu sichern, gibt NRW-weit jedoch nicht.
Die ASF im Kreis Unna fordert, dass endlich Bewegung in die Verhandlung des Gesundheitsministerium des Landes NRW mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) kommt und zeigt diese fehlenden Verträge auf.
„Wir werden das Thema mit in unsere Gremien des Kreistags nehmen, uns informieren und die SPD-Landtagsabgeordneten im Kreis Unna bitten, eine Anfrage im Landtag zum Stand der Verhandlungen zu formulieren“, betonen die beiden Kreistagsmitglieder Sigrid Reihs und Bettina Schwab-Losbrodt abschließend.