Arbeit und Wirtschaft im Kreis Unna
Vortrag von Martin Wiggermann
Zur Unterbezirkskonferenz in Bergkamen begrüßten die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) den stellvertretenden Landrat Martin Wiggermann.
Der Fachmann in Fragen der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes referierte über die Herausforderungen zur Gestaltung von Arbeit und Wirtschaft im Kreis Unna.
Er stellte den im Vergleich zum Landes- und Bundesdurchschnitt deutlich höheren Anstieg der Sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten um + 11 Prozent seit 2015 auf inzwischen über 150.000 heraus.
Ein Großteil dieser neuen Arbeitsplätze wurden im Dienstleistungsbereich geschaffen. Der überproportionale Anstieg in der Logistik erhöht den Anteil der gering qualifizierten und niedrig bezahlen Beschäftigung.
Geringeren Zunahmen im Produzierenden Gewerbe steht ein Abbau von ca. 600 Arbeitsplätzen im verarbeitenden Gewerbe (Metall- und Elektro) entgegen.
Gute Vermittlungsquote
Das Jobcenter konnte eine gute Vermittlungsquote erzielen. Aber: es steigt der Anteil derjenigen, die Ihren Einkommen aufstocken müssen. Die Kosten der Unterkunft (KdU) konnten insgesamt gesenkt werden.
Das verfügbare Einkommen im Kreis Unna liegt etwas untern dem Landesdurchschnitt, jedoch mit starken Unterschieden: hoch in Unna, niedrig in Kamen, Bönen, Lünen und Bergkamen. Dadurch sinkt der Lebensstandard.
Strukturschwache Region
Der Kreis Unna ist Teil der strukturschwachen Region östliches Ruhrgebiet.
Wiggermanns Zwischenfazit lautet:
„Wir gestalten mit der SPD vorneweg seit Jahrzehnten Strukturwandel, Wir brauchen deutlich mehr Mittel, um annähernd gleiche Lebensverhältnisse zu erreichen.“
Die Standorte der Steinkohlenkraftwerke in NRW sollen in den kommenden Jahren 662 Mio. € aus dem Strukturstärkungsgesetz für die Kohleregionen. Besonders betroffen sind Bergkamen, Lünen und Werne. Martin Wiggermann:
„Neue Technologien sind wichtig, die Digitalisierung ist unerlässlich und neue Arbeitsplätze in der Produktion haben Vorrang.“
Ausbildungsmarkt
Die Lage am Ausbildungsmarkt war 2020 dramatisch. Ein Einbruch von 30 % rief die „Generation Corona“ hervor. In einer gemeinsamen Kraftanstrengung sorgen Gewerkschaften, Politik und Bundesagentur für Arbeit, aber auch Unternehmen dafür, die Entwicklung wieder zu stabilisieren. Daraus resultiert für 2021 ein stabiles Angebot mit weniger Bewerbern. Abweichungen von Angebot und Nachfrage bereiten Probleme beim Matching, sodass der Stand vor Corona nicht erreicht werden konnte.
„Nach Ansiedlungen in der Logistik müssen wir bei zukünftigen Ansiedlungen Wert auf höher qualifizierte Arbeitsplätze legen. Zudem fördern wir die Qualifizierung in den Betrieben und starten eine Ausbildungsoffensive. Dabei gilt Ausbildung ist Sache der Unternehmen, sie erfolgt im Eigeninteresse und in sozialer Verantwortung. Kammern, Agentur für Arbeit und Jobcenter helfen dabei.“ so M. Wiggermann.
Der Kreis Unna begleitet die Ausbildungsbestrebungen offensiv an den Berufskollegs durch Sozialarbeiter und Anreize und unterstützt auch die Förderschüler.
Der Kreis bündelt seine Ressourcen. Dazu strukturiert Landrat Mario Löhr die Ausbildungsoffensive. Ziel ist, jedem der will ein Ausbildungsangebot zu machen. „Mit unseren Partnern werden wir das so erfolgreich angehen wie wir es bei der Halbierung der Jugendarbeitslosigkeit getan haben.“
Arbeitsmarkt
Die Arbeitslosigkeit im Kreis Unna ist inzwischen wieder auf 6,9% zurückgegangen. Vor Corona war sie um 500 Betroffene höher!
Gemessen an den Ergebnissen ist die Arbeit des Jobcenters erstklassig.
Im Kreis Unna konnte ein überdurchschnittlicher Rückgang bei den über 25-Jährigen (NRW: – 11%, Kreis Unna: -23%) erreicht werden. Hier entlasten Einstellungen in der Logistikbranche.
Auch bei den unter 25-jährigen wurde ein hoher Rückgang (NRW-13%, Kreis Unna – 29%) erzielt. Hier hilft die Ausbildungsinitiative des Kreises mit den Jugendberufsagenturen.
Im März 2020 haben wir die Halbierung der Jugendarbeitslosigkeit erreicht. Durch Corona stieg die Jugendarbeitslosigkeit erneut um 15%. Da hilft nur Dranbleiben.
Als weitere Aufgaben benennt der Fachmann:
Schulabbrecherquote: Wir müssen mehr Schüler/-innen zum Schulabschluss bringen.
Arbeitsmarkt: Wir müssen zukünftig vorrangig qualifizierte, tarifgebundene Arbeits- und Ausbildungsplätze ansiedeln.
Kurzarbeit: In der Corona-Zeit war sie das wichtigste arbeitsmarktpolitische Instrument. Der Höhepunkt im Kreis Unna wurde im Dezember 2020 mit 300 Anzeigen für 21.000 Betroffene erreicht.
Sozialer Arbeitsmarkt: Die Integration von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt bleibt eine dauerhafte Aufgabe. Die SPD konnte sie mit ihrem Arbeitsminister Hubertus Heil gesetzlich verankern. Der Kreis Unna kann bundesweit die besten Ergebnisse vorweisen, nicht zuletzt wegen der Unterstützung durch die AfA.
Martin Wiggermanns Fazit lautet: „Gerade im strukturschwachen Kreis Unna müssen wir noch mehr Anstrengungen zur Integration Betroffener in den Arbeitsmarkt unternehmen.“